Tenor
Es fehlt nicht an Glanzleistungen. Roberto Saccà, der über einen Tenor von opulentem Glanz verfügt, gibt den Don Ottavio frei von jeder Larmoyanz und sorgt damit für eine ausdrückliche Ehrenrettung der Partie.
Ihr zur Seite steht mit dem Don Ottavio des Roberto Saccà eine der schönsten lyrischen Tenorstimmen - seine Koloraturen sind makellos, die Ruhe und Pianokultur der ersten Arie berührend. Flimm zeichnet ihn zudem nicht als bläßlichen Schwächling, sondern als Künstler und Denker, der der so anderen Welt des Giovanni auf seine intellektuelle Art begegnet.
Mit Roberto Saccàs Auftritt überstrahlte der Glanz einer traumhaft schönen Stimme alle Widrigkeiten des Abends. Vollendet vermag dieser ungemein aparte lyrische Tenor musikalische Charaktere auszuformen; den schmachtenden Nemorino, den verführerischen Herzog, den zärtlichen Alfredo und einen Tonio , dessen Sehnsucht nach der Regimentstochter die Hürde des hohen C neunmal mühelos überfliegt.
Roberto Saccà als der von Daphne verschmähte Schäfer Leukippos verlieh dem unglücklichen Freund Daphnes neben der überlegenen Technik eines an Rossini-Partien geschulten Sängers auch viel jugendliches Ungestüm und kam, nicht zuletzt auch dank seiner Textverständlichkeit, einer Idealbesetzung dieser Rolle sehr nahe.
Eine der feinsten Darbietungen des Abends war die des Don Ottavio von Roberto Saccà. Wenige Tenöre haben die Energie, die Galanterie und die Heldenhaftigkeit, die diese Rolle verlangt - Saccà hat alle drei.