Tenor
Roberto Saccà als tenoraler Singgott. Aus der Ferne zunächst, durch einen einzigen hellleuchtenden Lichtschlitz auf finsterer Bühne, klingt des Bacchus Stimme herein. Sie gehört in kostbarer Unermüdlichkeit und heldentenoraler Linienschönheit Roberto Saccà. Er ist tatsächlich ein Singgott, an dessen Stimmkultur sich nicht einzig Ariadne nicht satt hören kann. Dem Publikum geht es nicht anders. Saccà und Urmana machen deutlich, wovon Hofmannsthal und Strauss in ihrem Meisterwerk sprechen: "Musik ist eine heilige Kunst".
Unglaublich souverän gestaltet der Protagonist des Abends, der Tenor Roberto Saccà, die atemberaubend schwere Titelpartie. Was da an Kostbarkeiten aus der italienischen Kehle strömt, lyrisch gefärbt und wie unangestrengt in jeder noch so extremen Gefühlslage, das überzeugt restlos.
Grandios Roberto Saccà, der in der Titelpartie selbst berühmt Vorgänger vergessen läßt und darstellerisch wie sängerisch einen ganz eigenen Zugang zum gleichermaßen visionären wie konfliktbeladenen Charakter von Grimes findet. Was das Programmheft mit einem Zitat von Rüdiger Safranski andeutet, wird bei Saccà zur Körperhaltung: "Jeder Einzelne ist ein Risikofall für sich selbst." Sein Grimes ist nicht nur der introvertierte Träumer, der gnadenlos Gehetzte, der am Schluß Wahnsinnige, sondern selbst ein Täter, der seinen Lehrjungen misshandelt. Die Gewalt und das Böse sind im Menschen. Dies ist die Lehre von Karamans genauem Blick auf Brittens Oper. Bei Saccà wird sie Geste, Wort, Gesang. Das vergisst man so schnell nicht wieder.
Roberto Saccà beeindruckte in der hohen Tessitura des Kaisers mit wunderbar weichem Tonansatz, schmeichelnder Höhe und belcantistischer Phrasierung.
Roberto Saccà mit seinem kompakten, strahlenden Tenor ist ein in jedem Moment enthusiastischer Kaiser, dem man die glühende Verblendung auf der Suche nach dem Weiblichen voll abnimmt.